BALI
Content / Spielablauf
Das Spiel kann alleine gegen ein Kartendeck oder zu zweit mit zwei Kartendecks gespielt werden. Stoßen mehr Spieler dazu, werden einfach nur weniger Anfangsbuchstaben ausgeteilt.
Das Spiel ist denkbar simpel: Jeder Spieler (bei zwei Mitspielern) erhält 7 Anfangsbuchstaben, die man nebeneinander in einer Reihe vor sich ablegt. Ziel ist es, hier Wörter zu bilden, indem nun an die Anfangsbuchstaben nach unten weg immer weiter angelegt wird. Man kann dazu eigene allein liegende Anfangsbuchstaben, Cluster-Reihen (z.B. K-R) oder ganze Silben-Reihen (K-R-A) bzw. Wörter-Reihen (K-R-A-N) verschieben, oder die selbigen beim Mitspieler "stibitzen". Einmal gebildete morphologische Strukturen dürfen weder aufgebrochen noch aufgelöst werden. Man kann immer nur nach unten erweitern und man darf niemals die Anzahl der Anfangsbuchstaben (7) über- oder unterschreiten.
Wichtig ist auch, dass neue Karten nur ins Spiel kommen, wenn eine Position/Reihe der sieben Anfangsbuchstaben durch Verschiebung leer geworden ist. Ein Ziehen neuer Buchstabenkarten, um sie anzulegen, ist nicht vorgesehen. Die Lücken werden nach jedem Zug einfach kommentarlos aufgefüllt.
Der Gewinner wird nach Scrabble-Art über Wortanzahl, Länge und Bepunktung der einzeln verwendeten Buchstaben ermittelt. (In der Praxis geht es mir hauptsächlich nur um die Anzahl der verwendeten Buchstaben. Dazu werden einfach alle Wörter übereinander gestapelt und dann wird geschaut, wer den höheren Turm hat.)
Setting
Das Spiel ist wunderbar für leichte Aphasien und Restaphasiker geeignet, die nach einer neuen Herausforderung suchen. Die Tatsache, dass hier eben nicht nach Anagramm-Laune die Buchstaben hin- und hergeschoben werden dürfen, sondern dass es hier ein strenges Regelkorsett gibt, macht das Spiel kognitiv zu einem echten Schmuckstück.
Steigerungen/Hilfen
Je weniger Anfangsbuchstaben man sich gönnt, desto weniger Platz und Alternativen hat man zum "Rumschieben" der einzelnen Buchstaben. Das macht das Ganze noch deutlich komplizierter, als es ohnehin schon ist.
Als Vereinfachung, damit das Prinzip zunächst verstanden wird, würde ich immer mit dem Patienten gegen das Deck gemeinsam spielen. Hier kann man auch die entsprechenden Hilfen geben wie in der Ausbildung besprochen. Je fitter die Patienten sind, desto mehr kann man auch mit klassischen nicht-lexikalischen Morphemen bzw. phonologisch erlaubten Kombinationen arbeiten, um schneller an seine Wörter heranzukommen. Interessant ist z.B. auch die Variante über Minimalpaaranalyse zu nehmen (gut in der Anleitung beschrieben). So kann man auch "asse" bilden und dementsprechend nach dem passenden Anlaut Ausschau halten. Wichtig ist eben nur, dass die phonologischen Kombinationen erlaubt sind. GBRV ist kein erlaubtes Cluster in der deutschen Sprache. #
Dass man auch Karten des Mitspielers verwenden darf, ist für manche Patienten eine Hilfe (da mehr Auswahl) und für andere eher störend. Denn schließlich darf ich mich dann ja auch beim Patienten bedienen. Daher führe ich das meistens erst ein, wenn ich der Meinung bin, dass der Patient damit umgehen kann.
Persönliche Rezension
Dieses Spiel habe ich auf einer populären Plattform second hand erstanden. Mich hat es nicht sofort vom Hocker gehauen, meine Kollegin hingegen hat es wochenlang mit ihren Patienten gespielt. Ich zitiere "Das ist mein neues Lieblingsspiel." Ich habe mich damit sehr schwer getan. Das liegt aber einfach daran, dass ich nicht der Anleitungs-Mensch bin. Nachdem ich dann gefühlt vier Mal diese - zugegeben recht langen - Anleitungen für zwei Decks an Buchstabenkarten (Einzelspieler und mehrere Spieler) studiert hatte, konnte ich mich auch damit mehr als gut anfreunden. Nun liebe ich das sehr strenge Regelwerk und genieße die kognitive Herausforderung geradezu auch für mein eigenes Seelenleben. Man sollte dennoch 45 Minuten dafür einplanen. Das Setup geht schnell, aber man braucht schon Zeit zum Denken, die ich mit den Patienten auch gerne nutze, da wir dann "laut" denken und alle Möglichkeiten erörtern. Richtig spaßig wird es natürlich mit den fitten Patienten, wenn man dann wirklich anfängt, dem anderen seine Karten zu klauen. Unerhört, aber wahnsinnig witzig.