Bei uns Zuhause


Produktname:
Bei uns Zuhause
Autor (Produkt):
Andrea Friese, Kadie Schmidt-Hackenberg
Verlag/Hersteller:
Erscheinungsjahr:
2014
Bezug:
im Handel erhältlich
Preis ab:
85,99 €
Heilmittel:
Ergotherapie, Logopädie
Fachbereich(e):
Neurologie (E), Neurologie (L)
Störungsbild(er):
Aphasie und kognitive Dysphasie, dementielle Syndrome, Demenzen


Spieler:
Einzel- und Gruppentherapie
Spieldauer:
20 min
Geeignet für Visusgestörte:
Nein
Visusgestörte Hinweis:
Geeignet für Blinde:
Nein
Hauptmaterial:
Plastik
Enthält Kleinteile:
Nein
Allrounder:
Ja
Günstig:
Nein


Komplexität des Spielaufbaus oder der -regeln:
Schriftgröße:
Hygiene:


Verpackung (Länge/Höhe/Breite):
266mm / 43mm / 360mm
Material (Länge/Höhe/Breite):
0mm / 0mm / 0mm

Content / Spielablauf

Das sündhaft teure Material kommt in einem sehr stabilen Karton mit Magnetverschluss daher. Enthalten sind fünf unterschiedliche Hintergründe (etwas größer als DinA4), die man als Raum für Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Garten nutzen kann. In einem sehr großen Plastikbeutel befinden sich Unmengen an Möbel und anderen Accessoires, mit denen man liebevoll die Zimmer einrichten kann. Vom einfachen Tisch mit Stühlen über Schränke und Sofa inkl. Sessel, befinden sich hierin auch ein Telefon und ein Fernseher, eine Schreibtischlampe, ein Teppich, Hund und Katze sowie eine Vase mit Blumen. Auch das obligatorische Vogelhäuschen neben der Hollywood-Schaukel fehlt nicht. Das besondere an den Karten ist, dass es sich hierbei um sehr dicke Overhead-Projektor-Folie handelt. So kann man Möbel sehr dicht aufeinander stellen, oder Deko auf ein Möbelstück ohne die Sicht auf dahinterliegende Strukturen zu verdecken.

Des Weiteren befinden sich hierin zu jedem Objekt auch eine Fotokarte. Rückseitig bedruckt präsentieren diese sich noch mit zusätzlichen Fragen zur Biografiearbeit.

Ein großer Holzwürfel, Zahlenkärtchen und Beschriftungskärtchen für die Räume runden das Set ab.

Natürlich findet man hier auch eine Anleitung, auf welche Art und Weise man das Material als Spiel nutzen kann.

Setting

Variante 1: Reiner Wortabruf bei Aphasie/ vorherrschender kognitiven Dysphasie ohne dysexekutivem Syndrom

Alle Räume liegen mit den Wortkärtchen aus. Der Patient zieht etwas aus dem Beutel, benennt es, und legt es im entsprechenden Raum aus. Je nach Schwere der Störung kann man sich mit der bloßen Benennung zufrieden geben, einen Satz einfordern, oder ein Gespräch dazu beginnen.

Variante 2: Priming bei Aphasie

Man arbeitet zunächst mit den Bildkarten. Benennt die Möbelstücke, spricht über Farbe und Form und deren Funktion. (Was mache ich damit? Für was brauche ich das? Wo steht das/ Wo kommt das hin? - Also Abfrage von syntagmatischen Relationen)

Variante 3: Wortflüssigkeit/ Wortabruf bei kognitiven Dysphasien mit dysexekutivem Syndrom

Ich lege einen Raum aus und frage gezielt: So, das hier ist die Küche. Die ist noch ein bisschen leer. Was muss da rein? Im Idealfall rasselt mir der Betroffenen dann mehrere Möbelstücke runter, die ich dann raussuche und anreiche. Wenn nicht, gehe ich über die semantischen Hilfen und beschränke mich auf den reinen Wortabruf.

Variante 4: biografisches Arbeiten

Ich lege nur einen Raum aus, und biete unterschiedliche Möbelstücke an. Der Betroffenen entscheidet, ob er das gebrauchen kann, ob es dahin gehört, wohin es gelegt werden soll und erzählt mir was darüber.

Variante 5: Es wird als Spiel gespielt mit Würfel wie vom Hersteller vorgeschlagen. (Eignet sich vor allem für kleine Gruppen.)

Steigerungen/Hilfen

Je nach Schweregrad der Störung lernen hier Möbel schon einmal fliegen. Das Anforderungsniveau erscheint uns auf den ersten Blick simpel, für den Betroffenen ist es jedoch gar nicht so leicht, Möbel und Deko angemessen im Raum zu platzieren.

Vor allem, wenn man dann beginnt, mehrere Ebenen zu verwenden (Hinter- und Vordergrund), kann dies für Menschen mit fortgeschrittener Demenz schwieriger werden. Es lohnt sich, in schweren Fällen auf der 2-dimensionalen Ebene zu bleiben, und alles nebeneinander zu stellen. Dann passen zwar nur weniger Möbel in den Raum, aber es hält einen ja nicht davon ab, das Spiel mehrmals zu spielen.

Persönliche Rezension

Überragendes Material. Ich nutze es unheimlich gern bei schweren Aphasien oder eben auch dementiellen Syndromen. Wohingegen bei den Aphasien der Schwerpunkt auf dem reinen Output liegt, kann man dieses Material bei Menschen mit Demenz wunderbar in der biografischen Arbeit (Pragmatik) einsetzen. Ob zur reinen sprachlichen Aktivierung oder eben zum Erzählen bei einem Kaffee, wir decken hiermit ein großes Spektrum an Einsatzmöglichkeiten ab. Dabei ist das Anforderungsniveau nicht zu unterschätzen.

Was ich an dem Material sehr schätze, ist, dass wir hier auch einige Antiquitäten antreffen. So haben wir hier eine alte Singer-Nähmaschine, ein altes Büffet für die Küche und einen alten Herd aus den 30ern. Auch kognitive Konflikte regen zum nachdenken an. ("Ne, ich glaub, wir hatten schon einen richtigen Ofen (gemeint ist Herd). Meine Oma hatte sowas, glaub' ich." - Die hatte den im Übrigen ganz bestimmt, da Elektroherde in Deutschland erst nach dem zweiten Weltkrieg im Rahmen des Wiederaufbaus und der Stabilisierung des Stromnetzes in den 50ern populär wurden.)

Kleiner Tipp: Wer gerne bastelt, der kann das Set auch spielend erweitern. Dafür braucht man spezielle Overhead-Folie passend zu einem Farbdrucker. Die Möbel können dann farbig im Internet recherchiert werden, in ein Worddokument transferiert und auf die Folie gedruckt werden. (googelt mal "Möbel Cartoon" - da werdet ihr fündig)