Bildergeschichten - Schneemann im Kühlschrank


Produktname:
Bildergeschichten - Schneemann im Kühlschrank
Autor (Produkt):
Karin Pfeiffer & Heinz Wildi
Verlag/Hersteller:
Erscheinungsjahr:
1999
Bezug:
im Handel erhältlich
Preis ab:
13,99 €
Heilmittel:
Logopädie
Fachbereich(e):
Kindersprache
Störungsbild(er):
pragmatische Störungen, LRS


Spieler:
Einzeltherapie
Spieldauer:
15 min
Geeignet für Visusgestörte:
Ja
Visusgestörte Hinweis:
eventuell möglich, da nur schwarz-weiß mit Außenlinien.
Geeignet für Blinde:
Nein
Hauptmaterial:
Pappe/Papier
Enthält Kleinteile:
Nein
Allrounder:
Nein
Günstig:
Ja


Komplexität des Spielaufbaus oder der -regeln:
Schriftgröße:
Hygiene:


Verpackung (Länge/Höhe/Breite):
297mm / 0mm / 210mm
Material (Länge/Höhe/Breite):
0mm / 0mm / 0mm

Content / Spielablauf

Ein dünnes Heft mit mehreren Bildergeschichten für Grundschüler.

Wir haben hier mehrere Bildergeschichten, bestehend aus jeweils 6 Panels (Einzelbildern). Es ist kein Comic, also gibt es keine Sprechblasen. Das Format ist klassisch für den schulischen Kontext DinA4. Auf der Rückseite einer jeden Bildergeschichte gibt es eine kleine ausformulierte Textvariante.

Setting

Vorgehen bei Kindern:

Ziel: Nacherzählen

Ich habe vorher die Bildergeschichte in die einzelnen Panels zerlegt. Dann lese ich die Geschichte vor und lege passend dazu immer ein Bild an. So verhindere ich, dass das Kind mit den Augen schon woanders ist und gedanklich die Geschichte nachvollziehen kann. Danach fordere ich das Kind auf, die Geschichte erneut wiederzugeben. Dabei helfe ich mit konkreten subordinierenden Konjunktionen als Input nach (deswegen, danach, trotz).

Ziel: selbst erzählen und Abläufe korrekt in Zusammenhang bringen

Die einzelnen Panels lege ich auf dem Tisch aus, und wir "puzzeln" erst mal die Geschichte zusammen. So schauen wir uns an, ob zeitlich, örtlich und inhaltlich alles in korrekter Reihenfolge ist. Dabei thematisiere ich immer Bildübergänge, formuliere sie aus und das Kind überprüft, ob das "Sinn macht". Erst, wenn wir mit dem Ablauf zufrieden sind, Erzählen wir die Geschichte noch mal neu. Dabei machen wir es übertrieben "dramatisch": plötzlich, auf einmal, und dann aus dem Nichts... Hierbei geht es vor allem darum, den Höhepunkt der Geschichte korrekt darzustellen.


Vorgehen bei Erwachsenen (neurologischen Patienten - z.B. Dysarthrie oder Hirntumor):

Ziel: Artikulation

Ich lasse zunächst immer die Geschichte vorlesen. Dabei gehen wir vor allem darauf ein, dass es sich um eine Geschichte und keinen wissenschaftlichen Artikel handelt. Also spielt Prosodie natürlich eine ganz große Rolle. Manchmal sprechen wir auch mit anderen Stimmen oder versuchen das Gefühl des Sprechers in Klangfarbe und Duktus widerzuspiegeln. Viele Patienten sind Großeltern oder Eltern, daher liegt die Fähigkeit des lauten Lesen gar nicht so fern ab zu den Alltagszielen in der Therapie.

Ziel: Wortfindung

Bei Patienten, die Probleme bei der Wortfindung haben, lege ich einfach nur die Bildergeschichte vor und lasse sie mir erzählen. Dabei stelle ich gerne Rückfragen. Danach lese ich einmal die Geschichte vor, und lasse mir die Geschichte erneut erzählen. Bei manchen Patienten machen wir unter den Bildern kurze Stichworte als Erinnerungsstütze. Grundsätzlich ist die Erzählfähigkeit für einen Erwachsenen mit durchschnittlichem Mitteilungsbedürfnis eine soziale Kernkompetenz, die ein klassisches Therapieziel darstellt.

Steigerungen/Hilfen

Einer Steigerung bedarf es eigentlich eher selten, es sei denn, es handelt sich um einen amnestischen Aphasiker bzw. einen Rest-Aphasiker, der unbedingt seine rhetorischen Kompetenzen ausweiten möchte. Hier kann man unterschiedliche Satzanfänge vorgeben und schauen, ob er die subordinierenden Konjunktionen korrekt anwenden kann.

Um das Niveau zu reduzieren kann man verbale oder schriftliche Hilfen individuell auf Patientenbedürfnisse anbieten.

Persönliche Rezension

Es gibt viele unterschiedliche Forschungen zur interaktiven Erzählfähigkeiten bei Kindern. Man hat aber unter anderem festgestellt, dass Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen deutliche Probleme in mehreren Schulfächern haben, wenn sie z.B. eine Geschichte weder kohärent noch kohäsiv wiedergeben, und dabei den Höhe- bzw. Wendepunkt einer Handlung nicht identifizieren können. Vor allem im Bereich Mathematik hängen hier die Leistungen bereits in der 1. Klasse signifikant mit dem Erzählniveau zusammen (siehe dazu mal die Forschung von Anja Schröder, TU Dortmund, Projekt: DO-BINE).

Mit meinen Vorschulkindern erzähle ich sehr viel. Dabei geht es mir zunächst erst mal um die chronologische Reihenfolge, ein genaues Beschreiben, wer was gemacht hat und wie sich bestimmte Handlungen gegenseitig zeitlich, inhaltlich oder örtlich bedingen. Leider sind das alles Erkenntnisse aus der Sonderpädagogik, weswegen dieses wertvolle Wissen in der Therapeutenwelt noch nicht wirklich angekommen ist. Nur selten werden SES-Kinder so lange und ausführlich in den unterschiedlichen Bereichen therapiert, dass man sich ganz klassisch mit den subordinierenden oder koordinierenden syntaktischen Strukturen genauer auseinandersetzen würde.. Schade eigentlich, denn viele Kinder landen in den Mühlen der Nachhilfeinstitute oder bei Lerntherapeuten, und keiner weiß die Wurzel des Problems zu identifizieren. Sprache spiegelt und fördert gleichzeitig kognitive Entwicklung und je mehr ich sprachlich meine Welt korrekt analysieren und erfassen kann, desto besser finde ich mich in ihr zurecht.


Bildergeschichten gibt es unendlich viele im Handel erhältlich. Dabei würde ich niemals direkt mit der Bildergeschichte an sich beginnen sondern mit "Zuerst, danach ... und dann?". Hierbei handelt es sich um Bilder mit einem klaren Handlungsablauf. In diesem Bereich gibt es auch von Routledge Colorcards "Cause and Effect", wo wir lediglich zwei Bilder haben. Die "Erzähl mal! Bilderbox" von Schubi hat dann schon mehrere Bilder, die in eine korrekte Reihenfolge gebracht werden müssen. Auch beim K2-Verlag gibt es Bilderreihen mit Alltagshandlungen (Aufstehen, Anziehen, im Bad etc.). Natürlich bieten auch Bildungsverlage wie der Verlag a.d. Ruhr solches Fördermaterial an.


Die Vorläuferfähigkeit zu Bildergeschichten kann ich bereits im Kindergarten mit dem Kamishibai trainieren. Wer das nicht kennt: Es handelt sich hierbei um ein japanisches Papiertheater (ursprünglich ein Märchentheater für die Straße). Hier haben wir mehrere Bildersets, die den Kindern in einer Reihenfolge gezeigt werden und dazu wird eine lebendige Geschichte erzählt. (Dazu mache ich euch noch einen separaten Artikel.)


Für Erwachsene verwende ich dann eher die Geschichten von "Vater & Sohn" oder "der kleine Herr Jakob". Das waren im letzten Jahrhundert ganz klassische Bildergeschichten. Manchmal nehme ich auch Calvin & Hobbes Panels (auseinandergeschnittene Comicstreifen) und lasse sie dann korrekt zusammensetzen.