REVIEW
Gummitwist
Content / Spielablauf
Seite - Seite - Mitte - Breite - Seite - Seite - Mitte - raus. Die Pausenhofansage der 90er in Dauerschleife. Die klassischen Varianten nannten wir damals: normal, Badewanne, schmal, Nadel, Wackelpudding. Und die Höhen alternierten von Knöchel zu Knie zu Hüfte (die Achseln waren für die Profis). (Kennt hier jemand noch "schief"? Eine Seite höher und eine Seite niedriger?) Googelt man nach Gummitwist-Spielvarianten, so wird man viele unterschiedliche Vorschläge bekommen, die sich auch wunderbar mit Sprache kombinieren lassen. Die Blechdose vom moses Verlag kommt auf jeden Fall mit einem Gummi und einem wunderschönen Booklet mit vielen Spielvarianten daher. Hat den Vorteil: Das Gummi staubt nicht ein, und man hat immer neue Spielideen parat. Wer die Dose nicht kaufen mag, und zu Hause ein Hosengummi von Oma oder Mutter rumfliegen hat, der weiß auf jeden Fall, was man damit anstellen kann!
Setting
Eigentlich ist das Spiel für mindestens drei Mitspieler gedacht. Zwei stellen sich in das Gummi und sorgen für einen entsprechenden Zug darauf und beeinflussen Höhe und Schwierigkeitsgrad (hinsichtlich des Abstandes der Gummistränge zueinander). Man kann das Spiel aber auch nur zu zweit spielen. Man besorgt sich entweder einen sehr schweren Stuhl, oder macht das Gummi an festen Gegenständen fest (z.B. an einer Sprossenwand).
Steigerungen/Hilfen
Fast alle Kinder können die hüftbreite, "normale" Variante. Manche haben dann eher ein Problem mit der Höhe, andere mit dem geringeren oder größeren Abstand der Gummistränge zueinander und wiederum andere bekommen einen Drehwurm, sobald man "Wackelpudding" spielt. Spätestens, wenn die Kinder selber mit den Beinen baumeln dürfen, und man als Erwachsener richtig aufpassen muss, trauen sich die meisten an dieses dynamische Konzept aber dann auch ran.
Persönliche Rezension
Das Kind kann nicht springen, es kann die Beine nicht kreuzen, nicht mit der linken Hand das rechte Knie fassen ohne umzufallen... Das war so eine für mich zentrale Erkenntnis am Anfang meines Berufslebens in der Kita, der ich dann weiter nachgegangen bin. Warum sind diese klassischen Spiele eigentlich für die körperliche und sprachliche Entwicklung so gnadenlos essenziell? Weil hier die Mittellinie gekreuzt wird. Und das ist eine DER Fähigkeiten, die vor allem die Verknüpfung beider Hirnhälften und die Integration möglichst vieler unterschiedlicher Hirnareale ermöglicht. Und das ist wiederum der Grundstein des Seins, des Problemlösens, der körperlichen und geistigen Flexibilität und Schnelligkeit. (An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an meine unglaublich erfahrene Kollegin aus der Kita damals. 25 Jahre geballte Berufserfahrung mit dem absolut interdisziplinären Durchblick haben mich getriezt, angeheizt und massiv geprägt und auf meine Arbeit vorbereitet.) Der Witz an der Sache bei diesen "vergessenen Spielen" ist, dass die Kinder sie lieben. Einmal kennengelernt und schon wollen sie immer mehr. Ich kenne kein Kind, dass nicht irgendeine Form von Ehrgeiz in diesem Rahmen entwickelt. Was ich natürlich gnadenlos auszunutzen weiß...
