REVIEW
Hör mal! - Reihe (Soundbuch)
Content / Spielablauf
Na, wer kennt sie nicht, die Carlsen-Reihe Hör mal!. Ich weiß gar nicht, wie viele Generationen damit mittlerweile aufgewachsen sind. Die Bücher sind nicht einfach nur zeitlos, sie sind vor allem auffällig robust. Man müsste eigentlich annehmen, dass auf Grund der Technik die Dinger schnell den Geist aufgeben würden, aber sie funktionieren gefühlt ewig. Auch bei weniger liebevoller Handhabung. Das Konzept ist simpel: auf jeder Doppelseite wird eine Szene vorgestellt, die mit einem Geräusch verbunden wird. Das Geräusch lässt sich abspielen, indem man den kleinen markierten Kreis drückt. Die Batterie des Buches lässt sich über einen kleinen Schalter auf der Rückseite an- und abklemmen. Die schonende Reinigung kann über ein Desinfektionstuch erfolgen. Da es sich um Pappbilderbücher handelt, sind sie vor allem für Kleinkinder geeignet.
Setting
Also fairer Weise gesagt: Die Reihe ist meiner Erfahrung nach aus unterschiedlichen Gründen nur für die kleinsten unserer Patienten geeignet oder eben für Patienten mit geistiger Behinderung. Zum einen hat jedes Buch eine sehr geringe Anzahl von Doppelseiten und verfügt so vielleicht gerade mal über 6 Geräusche. Je fitter die Patienten sind, desto größer die Chance, dass das Buch nach fünf Minuten uninteressant geworden ist (Geräusch gehört, abgespeichert, abrufbar - fertig). Für viele Autisten sind diese Bücher aber zum Beispiel ein wahrer Magnet. Zum anderen sind die Bilder inhaltlich auf das Wesentliche reduziert. Was eine Bildbetrachtung hier natürlich deutlich vereinfacht, da man gezielter Input geben kann. Grundsätzlich bietet der Verlag eine Vielzahl unterschiedlicher Themengebiete. Wir haben klassische "Lärm"-Bücher für Autisten (Fahrzeuge, Baustelle etc.), "Tier"-Bücher (Bauernhof, Zoo) zum Wortschatzeinstieg und "Natur"-Bücher (Jahreszeiten etc.) zum saisonalen Input.
Steigerungen/Hilfen
Als Steigerung bieten sich die Pappbücher aus der Ravensburger Reihe "Sachen suchen" an (ohne Sound), "So viele Tierstimmen" von Coppenrath (mit Suchen und Geräuschen) oder die ganzen Bücher von arsEdition, die knapp jeweils 50 Geräusche anbieten (dafür aber keine Szenenbilder, sondern nur viele Tiere auf einer Seite, die man antippen kann). Einer meiner Geheimtipps ist sind übrigens die Soundbücher vom Ullmann Verlag, die etwa auf dem gleichen Niveau der Hör mal!-Reihe liegen (dafür doppelt so viele Geräusche anbieten für wenige Euros mehr). Bei visusgestörten Kindern kann man übrigens die Umrisse des jeweiligen Items mit einem Wollfaden und Kleber tastbar machen - da haben die Eltern dann immer eine schöne Hausaufgabe. Eine Mutter ist hingegangen und hat die Seiten in einem Großformat kopiert und dann mit unterschiedlichen Materialien liebevoll bearbeitet. Oder man geht hin und "pickelt" die Umrisse (ist ja dicke Pappe). Das mache ich meistens, damit das etwas besser fühlbar gemacht werden kann. Fairer Weise mache ich das niemals (!) mit meinen eigenen Büchern.
Persönliche Rezension
Klassisch, zeitlos, in der Kita immer ein Renner. Also im heilpädagogischen Kontext dürfen solche Bücher einfach nicht fehlen. Meistens haben die Kitas diese Bücher selbst im Sortiment. Tatsächlich hat Carlsen sich hier ein Renommee über Jahrzehnte erarbeitet, so dass diese Bücher aus dem Regal eines Therapieraums kaum wegzudenken sind. Obwohl die Punkte schwer zu drücken sind und obwohl es sehr viele andere Anbieter gibt, halten sich die Bücher stabil auf dem Markt. Warum? Denn der Verlagsname "Carlsen" ist ja eigentlich gar nicht so bekannt. Was haben diese Bücher also, was andere nicht haben? Ich sag's euch: die Reduktion aufs Wesentliche. Wir haben hier sehr schön gezeichnete Szenenbilder auf jeder Doppelseite, einen ganz kurzen Text (der übrigens sprachlich absolut auf den Punkt ist) und ein ungefähr 5 Sekunden andauerndes Geräusch, das man in Ruhe verarbeiten kann. Und genau diese Länge der Aufnahmen ist für manche Kinder so wahnsinnig wichtig. Und häufig kann man diese hochfrequenten Geräusche eben auch wunderbar nachmachen.
