Kopfit


Produktname:
Kopfit
Autor (Produkt):
Fritz Gruber
Verlag/Hersteller:
Erscheinungsjahr:
2015
Bezug:
im Handel erhältlich
Preis ab:
50,06 €
Heilmittel:
Logopädie, Ergotherapie
Fachbereich(e):
Neurologie (L), Sonstiges
Störungsbild(er):
Aphasie und kognitive Dysphasie, dysexekutive Störung, kognitives Hirnleistungstraining


Spieler:
Einzeltherapie
Spieldauer:
15 min
Geeignet für Visusgestörte:
Nein
Visusgestörte Hinweis:
Geeignet für Blinde:
Nein
Hauptmaterial:
Pappe/Papier
Enthält Kleinteile:
Nein
Allrounder:
Nein
Günstig:
Nein


Komplexität des Spielaufbaus oder der -regeln:
Schriftgröße:
Hygiene:


Verpackung (Länge/Höhe/Breite):
250mm / 60mm / 300mm
Material (Länge/Höhe/Breite):
0mm / nullmm / 0mm

Content / Spielablauf

Wenn man den Kartondeckel lüftet, wird man zunächst von den eingeschweißten Päckchen, die einen im Tageslicht anblinzeln, erschlagen. Hat man diese erst mal liebevoll aus dem Plastikmüll herausgeschält, so quillt einem das Material aus allen Ecken entgegen. Da hilft alles nichts: Hinsetzen und Bedienungsanleitung lesen. Und wer mich kennt: Für sowas habe ich in der Regel absolut keinen Nerv. Leider muss ich gestehen, dass es in diesem Fall aber Sinn macht. Nicht, dass ich jemals in meinem Leben in der Therapie ein Spiel so spiele wie es angedacht ist, aber um zumindest das Konzept dahinter zu begreifen, sei die ausgiebige Lektüre dem entsprechenden Nutzer sehr ans Herz gelegt. Das Material ist vielfältig und lässt sich hauptsächlich in den Bereich des kognitiven Hirnleistungstrainings einstufen. Oh Wunder, genau dafür wurde es nämlich konzipiert. Eine befriedigende Erkenntnis, dass ein Spiel endlich mal die selbst gesteckten Anforderungen und Ziele einhält - ohne, dass es direkt für die Therapie erstellt wurde.

Setting

Die Aufgaben lassen sich in verbale und non-verbale Übungen unterteilen. In den meisten Fällen wird hier vor allem die Merkfähigkeit angesprochen. Also gerade Patienten nach SHT oder Hirntumor-Behandlung können hiervon profitieren. Mein persönliches Highlight für mittelschwere bis leichte Aphasien sind vor allem die Wimmelbar (merken und aufzählen, kann man übrigens auch wunderbar in eine andere Übung verwandeln: was fehlt?) und Letteratur (Kofferpacken, alphabetische Reihenfolge, aufsteigende/absteigende Zahlenfolgen etc.). Bei leichten Aphasikern kann man auch durchaus "sag selbst" oder "starke Sprüche" für die Spontansprachaktivierung nutzen. "Wortwechsel" ist eher was für Restaphasien - denn das ist wirklich kniffelig.

Steigerungen/Hilfen

Durch diese immense Auswahl hat man es auf jeden Fall leicht, die unterschiedlichen Varianten individuell zu bespielen. Bei Wortwechsel gehe ich z.B. auch oft hin und kopiere das Deckbild, um dann in die einzelnen Schritte Hinweisbuchstaben einzusetzen. So hat der Patient es mit den weiteren Schritten etwas leichter. Die Wimmelbar kann man vereinfachen, in dem man sagt: "Merken Sie sich fünf Objekte von der Karte." Mann kann dem Patienten auch mehr Zeit geben. Will ich möglichst viele Items besprechen, so gehe ich mit dem Patienten die Karte gemeinsam durch und versuche, inhaltliche und örtliche Verknüpfungen als mnemonische Hilfe einzusetzen. Bei Letteratur gehe ich in der Regel hin und habe bereits kopierte Abfolgen von Bildern. Die zeige ich dem Patient und lege dann die einzelnen Karten vor, die in die korrekte Reihenfolge gelegt werden sollen. Oder ich frage lediglich ab, welches Item zu welcher Zahl zugehörig ist. Hier sind eigentlich dem Ablauf keine Grenzen gesetzt.

Persönliche Rezension

Als das Spiel in meinem Warenkorb gelandet ist, hatte ich ehrlicher Weise Bauchschmerzen. Auf der Suche nach HLT-Material auf dem freien Markt fällt man schon mal öfter auf die Nase. Meine Erfahrungen mit Apps und Spielen aus dem nicht-therapeutischen Bereich sind (man liest es deutlich) generell nicht gut. Als ich mich dann mal durch die Anleitung gewühlt hatte (ich gestehe, es war nur überflogen), war ich enttäuscht. Warum? Weil ich beim Überfliegen die Hälfte der Spiele nicht verstanden hatte. Dumm gelaufen. Also dümpelte dieser monströse Kasten bis vor wenigen Monaten in meinem Schrank rum. In der Zwischenzeit hatte ich dann schon das Ringbuch von Neurovitalis angeschafft, selbst Übungen erstellt und siehe da: auf einmal sind die Übungen in diesem Karton mehr als logisch. Geradezu genial und vielfältig einsetzbar. Müsste man diese Spiele einzeln bei einem therapeutischen Verlag erwerben (sofern es sie gäbe), würde man wohl deutlich mehr Geld ausgeben. Der Preis schreckt ab, aber man kann die Übungen immer wieder zwischendurch einsetzen. Vorausgesetzt man hat viele neurologische Patienten in der Praxis - denn es lassen sich nur die einzelnen Karten in den Hausbesuch mitnehmen.