Shut the box (Zahlen- Würfelspiel)
Content / Spielablauf
Dieses Spiel gibt es von unterschiedlichen Herstellern in vielfältigen Varianten im freien Handel. Daher muss man sich vor dem Kauf entscheiden, ob man es für einen, zwei oder vier Spieler erwirbt. Manche Bretter explorieren ausschließlich den Zahlenraum bis 10. Manche Spielbretter bieten eine 10er-Überschreitung bis 12. Wir haben in der Praxis ein 2er, da wir eigentlich immer gegen den Patienten spielen.
Ziel ist es, durch "Rechnen" möglichst viele der einzelnen Zahlen umklappen zu können und am Ende die wenigsten Strafpunkte zu kassieren (Zahlen, die stehen bleiben).
Die Regeln sind extrem einfach. Man hat die Zahlen 1-12 aufgedeckt. Man würfelt immer mit zwei Würfeln. Ziel ist es, durch Würfeln möglichst viele Zahlen umzuklappen. Ich würfle eine 3 und eine 4.
Variante 1: Ich kann entweder die 3 und die 4 umklappen oder die 7.
Variante 2: Ich kann zusätzlich zur ersten Variante 1+2+4, oder 5+2 oder 6+1 umklappen. Hauptsache, das Ergebnis ist am Ende gleich 7. Andere Regeln findet man zusätzlich noch im Netz.
Setting
Das Spiel ist geeignet für schwere bis leichte Aphasiker mit Problemen im Bereich der Zahlen. Bei leichten Aphasikern verwende ich nur die erste Spielvariante. Hier geht es vor allem erst mal darum, die Zahlen zu identifizieren, zu benennen und die ersten einfachen Rechnungen durchzuführen. Bei mittleren Aphasikern spiele ich gerne eher die erste Variante, aber hier helfe ich deutlich weniger. Bei leichten Aphasikern spielen wir die zweite Variante.
Das Spiel ist im Übrigen auch gut für dementielle Patienten geeignet, die noch Rechenfertigkeiten aufweisen.
Im Bereich der Ergotherapie kann das Spiel bei Kindern mit Dyskalkulie oder Erwachsenen aus dem geriatrischen/neurologischen Bereich verwendet werden.
Steigerungen/Hilfen
Es ist schon sinnvoll, vorher die Zahlen und den Rechenvorgang bis 12 erarbeitet zu haben, bevor man hier dieses Spiel spielt. Meistens bietet es sich an, LÜK Übungen für die Sprachtherapie oder die Uhrzeiten zu machen. Das Spiel ist eher als Transferspiel geeignet als zur Bearbeitung. Würde man bei nicht sicheren Rechenleistungen dieses Spiel direkt spielen, so müsste man auf jeden Fall ein Blatt Papier und Stift bereit legen.
Persönliche Rezension
Da ich ja Geschichte studiert habe, muss ich jetzt mal ein bisschen klugscheißern. Entwickelt wurde dieses Spiel wahrscheinlich so rund um das 12. Jahrhundert in Frankreich, berühmt wurde es aber erst, als es von normannischen Fischern und Seemannsleuten im 19. Jahrhundert vermehrt gespielt wurde. Das erklärt dementsprechend die herrliche Konstruktion, die es so wunderbar einfach macht, das Spiel mit in den Hausbesuch zu nehmen. Da die Normannen ja nun mal auch England erobert haben, verwundert es nicht, dass es auf der Insel bis heute ein beliebtes Trinkspiel in Pubs ist. Wer sich nicht ganz so ernst nimmt, kann das in der Therapie durchaus beibehalten. Ein guter Glen scheint mir hier nicht die passende Wahl zu sein, aber Wasser oder Brei bei Dysphagie- oder generell exsikkierten Patienten tun es auch. Da es von dem Spiel mehrere Varianten gibt, kann man es für viele unterschiedliche Patienten einsetzen. Überraschender Weise kann man das Spiel sogar mit Vorschulkindern spielen, wenn die sich schon intensiv für Zahlen interessieren.