Topscent
Content / Spielablauf
Der Ablauf erinnert ein bisschen an Halli Galli. Es wird ein Geruch identifiziert, es wird gewürfelt, und es werden so viele Karten umgelegt, bis die Augenzahl mit der Anzahl des gesuchten Obstes übereinstimmt.
Setting
Man kann das Spiel durchaus spielen wie es vorgesehen ist. Man kann aber auch mit anderen großen Bildkarten erstmal nur einen Input geben und zuordnen.
Steigerungen/Hilfen
Puh... steigern oder vereinfachen... Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Entweder man erkennt den Geruch oder eben nicht. Man kann hingehen, und zunächst den Geruch größeren Bildkarten zuordnen (z.B. von Vocabular/Prolog) und dann alle Pöttchen in die Mitte stellen, abwechselnd ziehen, zuordnen und später überprüfen, ob alles richtig war. Aber eine Steigerung lässt meines Erachtens das Spiel nicht zu.
Persönliche Rezension
Hach ja, die Franzosen. Das ist eines der typischen Geruchsspiele aus Frankreich. Tatsächlich findet man sowas von deutschen Herstellern nicht - so sehr ich auch damals gesucht habe. Dafür gibt es interessante Bücher zu Geruchsspielen aus dem deutschen Raum, die ich euch aber an anderer Stelle bei Gelegenheit mal vorstelle. Geruchsspiele finde ich unheimlich wichtig, da wir ja letzten Endes IMMER mit allen Sinnen in der Kombination arbeiten. Und gerade in der Therapie, wenn ich Kinder oder Aphasiker behandle, muss doch klar sein, dass eine Melone eben nicht nur rund ist, meistens eine grüne Schale hat und "Melone" heißt? Man muss sich doch auch in Erinnerung rufen, wie sie schmeckt und wie sie riecht. Denn fast alle Produkte aus dem Bereich Hygiene sind mit Geruchsstoffen ausgestattet, um unser limbisches System anzukurbeln und "schöne Erinnerungen" zu wecken.
Wenn man also den Deckel dieses Spiels öffnet, entfesselt man die Douglas-Hölle. Das ist immer ein gutes Zeichen: Alle Duftperlchen funktionieren noch. Selbst die Prüfung, ob alle Verschlüsse fest drauf sitzen (was sie eigentlich immer tun...) ergibt, dass die Industrie ein gutes Werk getan hat. Klassisch ist natürlich grundsätzlich der Makel, dass es sich hierbei um künstliche Gerüche handelt. Aber: Ich kann ins Altenheim im Winter nicht immer eine 2-Kilo Melone mitnehmen, um dem Patienten ein kleines Stück davon unter die Nase zu halten. Für zwischendurch muss der Input mal reichen. Und wenn man sich hinterher darauf einigt, dass für uns eine Zitrone anders riecht (und nicht nach WC-Ente), ist das immerhin auch ein Erfolg - der Patient verknüpft damit vll. eher ein Toilettenreinigungsartikel. Whohooo! Was zu Lachen hat man auf jeden Fall immer.
Im Ernst: die Kinder spielen in der Therapie dieses Spiel gerne. Wir holen gerade in der kalten Jahreszeit die Spiele immer aus dem Schrank, weil sie in der grauen Welt auf einmal Farbe im Kopf kreieren. Die Pöttchen lassen sich von außen gut reinigen. Die Kinder haben die Tendenz, den Guffel quasi an die Löcher zu pressen (manche Aphasiker auch). Das ist mit der Hygiene dann immer so eine Sache. Ich nehme nach dem Spiel immer ein mildes Desinfektionstuch, und spiele das Spiel nicht mehrmals hintereinander. Da haben Viren und Bakterien für eine Woche dann Sperrstunde. Natürlich sollte man das Spiel nicht spielen, wenn man erkältet ist - logisch, aber es sei einfach noch mal erwähnt. Als Riechtraining für long-Covid Patienten ist das Spiel ebenso geeignet. Manche Gerüche sind stärker, manche sind schwächer. Wir haben das Spiel jetzt zwei Jahre lang, und die Gerüche sind immer noch gut wahrnehmbar - immer unter der Voraussetzung, dass man die Töpfe gut verschließt, damit die Duftperlen darin lange halten.