Wortfix
Content / Spielablauf
Komposita - whohooo. Ganz konkret geht es in diesem Spiel um zusammengesetzte Namenwörter.
Das Spiel enthält 24 rote sowie 24 blaue runde Buchstabenkärtchen. In meiner Ausgabe fehlten die blauen und gelben Chips, aber die habe ich mir aus dem Leg Los und Wörterwald (beide von Prolog) in einem Tütchen abgezweigt.
Man legt die roten und die blauen Kärtchen umgedreht auf den Tisch.
Der erste Spieler beginnt und dreht ein rotes und ein blaues Kärtchen um. Alle Spieler raten gleichzeitig: H (rot) - T (blau)
Na? Fällt euch was dazu ein? Haustür, Handtasche, Himmelstür...Haartönung!
Wer auch immer der Schnellere war, der bekommt auf jeden Fall einen Chip.
Setting
Hach, da freut sich die Logopädenseele. Endlich mal was mit Komposita. Was nämlich viele Kolleg:innen und auch unsere Praktikant:innen vergessen, ist, dass Komposita in der deutschen Sprache eine ganz eigene Dynamik haben. Auch im Abruf. Weswegen dieses Spiel eigentlich in seiner Beschaffenheit völlig den Nerv trifft.
Man zeigt einem Aphasiker ein Bild von einem Bleistift und gibt die Anlauthilfe "Bl..."- Darauf reagiert der Patient mit "Bleistift".
Ich möchte das Wort Handtasche und gebe die Anlauthilfe Haaaaaa.... dann kommt in vielen Fällen "Handtasche" oder nur "Hand".
Möchte ich das Wort "Katzenklappe" und ich sage "K..." dann wird der Patient definitiv nur "Katze" sagen.
Warum ist das so? Um es extrem zu vereinfachen, könnte man sagen, dass Komposita beim Abruf eigentlich aus mehreren Wörtern bzw. Morphemen bestehen. Manche sind so etabliert bzw. lexikalisiert, dass man über die einzelnen Komponenten nicht mehr nachdenken muss: Bleistift, zum Beispiel. Bei anderen Komposita scheint es eher etwas damit zu tun haben, wie relevant das Wort früher in der eigenen Lebenswelt war: hier ist es die Handtasche. Manche Patienten müssen hier zwei Wörter generieren und in eine logische Kombination bringen. Und wiederum andere Komposita sind schlichtweg einfach endozentrische N-N Komposita: Katzenklappe - die beiden haben irgendwie nichts miteinander zu tun. Dass die Tasche in die Hand gehört, okay... aber was hat die Klappe mit der Katze zu tun? Und das Fugenmorphem (n)? Erinnert dann doch recht stark an die Fliegenklatsche, oder nicht?
Dazu gibt es übrigens einen sehr interessanten Artikel von Anja Sauer-Eger und Birgit Reker (2007) passend zu dem Manual der N-N Komposita der NAT-Materialien (Störungen der Verarbeitung von Nomina-Komposita. Sprachliche Schnittstellen).
Fakt ist auf jeden Fall, dass sich dieses Spiel sehr gut mit dem NAT-Material (Prolog) ergänzen lässt. Gerade Patienten mit leichten Aphasien tun sich bei zusammengesetzten Wörtern immer noch recht schwer. Da tun sich ganze Welten auf, wenn man sich damit mal genauer beschäftigt.
Steigerungen/Hilfen
Vereinfachung: Wortfindung mit rotem Buchstaben als Anlaut und blauen Buchstaben als Endlaut (H-T = Hut, Haut, Hit, Halt), Zulassung anderer Komposita als N-N (H-T = Heiligtum, Heldentum)
Steigerung: nach Kategorien (laut Anleitung auch so vorgeschlagen) Bsp. Berufe: Heizungstechniker
Persönliche Rezension
Überragend einfach und flexibel einsetzbar und das auch noch für den Preis. Und wieder ist ein geniales Wortspiel vom Markt verschwunden, mit dem Generationen groß geworden sind. Immerhin existierte das Spiel seit 1976 und wurde ein letztes Mal 2001 aufgelegt. Den Karton brauche ich in der Regel nicht. Die kleinen Buchstaben wandern in eine Tüte und werden gerne mal überall mit hin geschleppt.